RP oder RPG ist die Abkürzung für roleplaying-game, übersetzt: Rollenspiel. Was ist also Rollenspiel? Man spielt eine Rolle, man „schlüpft“ in eine Figur, einen Avatar, einen Charakter (auch kurz „Char“ genannt), wie ein Schauspieler, der in einem Theaterstück oder in einem Film mitspielt. Wir, die GMs, setzen die Rahmenhandlung für diesen „Film“, wir bestimmen das Theaterstück, in welchem ihr eure Rollen ausspielen könnt. Bei uns ist dies die mittelalterliche Welt „Terra Mystica“.
In einer euch stets aufs Neue herausfordernden Welt kann nicht immer alles eitel Sonnenschein sein. Deshalb gehören auch die Schattenseiten des Mittelalters für uns dazu: Absolutismus, Despotismus, Strafen, die sich nicht an die heutige Gesetzgebung halten, Diskriminierung und Antifeminismus sind ebenso Teil von Terra Mystica, wie Magie, die Mächte der Finsternis, die Allmacht der glaronistischen Kirche, die Inquisition, Willkürherrschaft und Ungerechtigkeit.
Um also ein Teil unserer Welt zu werden, solltet ihr eure „modernen Ansichten“ aufgeben und stets daran denken, dass euer Char die Konsequenzen seines Tuns innerhalb dieser mittelalterlichen Welt trägt und teilweise „erträgt“ bzw. ertragen muss – bis hin zum Tod.
Ihr spielt also eine Rolle, ihr „seid“ nicht der Char, sondern ihr seid der Schauspieler, der im Char steckt und so solltet ihr euch auch verhalten. Ihr solltet also auch den Char und das Geschehen innerhalb des Spieles losgelöst von eurer eigenen Person sehen und so handeln, wie es der Char in seiner ig-Welt täte (und nicht so, wie ihr es gewohnt seid, in der heutigen Welt zu handeln). Denn ebenso, wie z.B. Arnold Schwarzenegger in Wirklichkeit keine Leute „terminiert“, er also „trennt“ zwischen seinem Char „Terminator“ und dem Menschen Arnold, so sind für uns die Handlungen unserer Chars Elemente des Rollenspieles und spiegeln nicht unsere tatsächlichen politischen und sozialen Ansichten wider.
Charakter
Wer von uns hätte sich noch nie gewünscht, einmal die Rolle einer Hauptperson in einem Buch oder Film übernehmen zu können? Hier ist das möglich. Ihr erstellt euch eine Figur, den sogenannten Charakter. Ihr habt dabei die Möglichkeit, aus verschiedenen Rassen und Klassen herauszusuchen, was euch am ehesten zusagt. Seid nicht enttäuscht, wenn euch nicht sofort alle Möglichkeiten offen stehen, denn einiges ist nur fortgeschrittenen Spielern vorbehalten. Richtet euch auch gleich seelisch darauf ein, dass die Fähigkeiten eures Chars zu Anfang noch recht begrenzt sind und gewöhnt euch auch am besten gleich an, nicht ständig nach den Werten zu gucken. Spielt einfach euren Char so aus, wie es seiner Rasse und Klasse und euren Vorstellungen am besten entspricht. Der Char sollte möglichst „natürlich“ gespielt werden, dass heisst, dass er z.B. auch Angst zeigen sollte, wenn sein Leben bedroht wird. Stellt euch vor, ihr wäret ein Puppenspieler oder Schauspieler und müsstet eure Rolle so lebensecht wie möglich verkörpern. Wir Spielleiter sind die Regisseure, die ab und zu eingreifen, z.B. um den Plot ein wenig zu verändern oder um „Darstellern“, die nach unserer Meinung ihre Rolle noch nicht so gut spielen, etwas zu korrigieren (oder im Extremfall auch zu „entlassen“).
Macht euch zuvor am besten ein paar Gedanken, was euren Char so bewegt, denn das bestimmt sein Verhalten gegenüber der Welt im Allgemeinen und anderen Charakteren im Einzelnen. Zu spielen, ohne sich z.B. über den Glauben und die Gesinnung seiner Spielfigur Gedanken gemacht zu haben, birgt die Gefahr der Beliebigkeit. Ein Char wirkt wie der andere: eine Ansammlung langweiliger, fader Aufschneider, die nicht bereit sind, „rollenspielgemäß“ auf das Verhalten anderer einzugehen; Charaktere, die selbst einer Übermacht von Gegnern gegenüber noch provokant-gleichgültig auftreten, immer in dem Bewusstsein, dass ihr Char ja nicht sterben kann, weil „es ja nur ein Spiel“ ist und die Engine es nicht zulässt.
Das Nachdenken über Glauben und Gesinnung, über Leben und Tod, über intensiv empfundene Gefühle, den Lebensweg, den der Char beschreiten wird und die Ziele, die er zu erreichen strebt, was ihn beflügelt und was ihn möglicherweise dabei behindert und hemmt, bewirkt ein „Hineinfühlen“ in den Char. Es verleiht ihm Tiefe und Glaubwürdigkeit. Sein Verhalten gewinnt Konturen, bekommt Ecken und Kanten, er entwickelt vielleicht sogar unverwechselbare kleine Marotten, die ihn aus der Masse hervorheben und ihn für andere Spieler reizvoller und besser „erinnerbar“ machen. Selbst wenn der Char durch das glaubwürdige Ausspielen seiner Überzeugungen nun nicht mehr „mit jedem gut Freund“ sein kann, gewinnt das Spiel aller gerade durch solche Figuren an Spannung und Faszination, denn das ZUSAMMENSPIEL ALLER ist die grösste, ständig fortgeführte Queste, die ein Shard kennt. Bei euch liegt es, ob diese grösste aller Questen zu einem bezaubernden, fesselnden Abenteuer mit prickelnder Atmosphäre wird!