Lorica

„Klinge des Todes“, die Göttin des Krieges und des Blutvergießens ist zweifellos die wildeste und kriegerischste von Libanús Töchtern. Der Sage nach entsprang sie so wie Tycuahele, deren „Gegenstück“ sie ist, einem Blutstropfen Libanús.
Schwertergeklirr und blutiges Kampfgewühl machen sie schier trunken vor Freude. Wo der Kampf am wildesten tobt, dort ist Lorica zu finden, bald dieser und bald der gegnerischen Seite helfend, ohne zu fragen, wo Recht und wo Unrecht ist (neutral-regelfeindlich).

Göttlichkeit als Lebensaufgabe

Lorica liebt den Kampfesrausch: je mehr, desto besser. Sie will das Waffengeklirr hören und ihrem Feind von Angesicht zu Angesicht gegenüberstehen. So befiehlt die Göttin ihren Anhängern die einzig wahre und einzig ehrenhafte Form des Kampfes. Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass sie denen keine Sympathie entgegenbringt, die den Kampf auf kurze Distanz vermeiden und sich der reinen Magie verschrieben haben. Dementsprechend hegt sie auch große Abscheu denen gegenüber, die aus dem Hinterhalt agieren, ihren Feind aus dem Hinterhalt und heimlich töten. Sie will ihrem Feind in die Augen sehen können, will ihn spüren und seine Angst riechen können. Sie schart jene Krieger um sich, die viele Schlachten für sie geschlagen haben und meidet die Gegenwart jener, die unbeholfen in die Lanzen der Feinde rannten und als erste der Schlacht zum Opfer fielen, oder schlimmer noch, feige die Beine in die Hand nahmen und das Schlachtfeld rennend verließen.

Und bist du nicht willig…

Um viele Schlachten für die Herrin der Klingen schlagen zu können, ist es unerlässlich, dass man seine Schlachten auch gewinnt: Wer die Schlacht verliert, verliert für gewöhnlich auch sein Leben, da die Flucht für einen Loricaner nicht in Frage kommt. Da die Frage nach Recht oder Unrecht sich aber nicht stellt, wählt er seine Seite nach taktischen Gesichtspunkten. Er wird sich am ehesten der Seite anschließen, die ihm einen Vorteil verheißt und wird die Seite meiden, die er für absolut unterlegen hält und von der er sich nichts erwarten kann. Der Loricaner schätzt die Schlacht, jedoch nur selten den Krieg. Auch wird ein Loricaner nur ungern einen Bogen oder eine Armbrust einsetzen, da beide auf den Distanzen, auf denen ein Loricaner für gewöhnlich kämpft, schlicht unbrauchbar sind. Um seinen Arm zu verlängern, greift der Loricaner eher zu einer Langwaffe.
Auch Hinterhältigkeit wird man bei einem Loricaner erst neu definieren müssen. So ist ein taktisch wohl erdachter Hinterhalt etwas, was ihm großen Ruhm und Ansehen unter seinesgleichen einbringen wird, ihm einen großen Namen verschafft und das Wohlgefallen bei der Göttin mehrt. Hinterhalt im Kampfe Mann gegen Mann jedoch ist ihm zuwider. Die Göttin will den Kampf, so oft und so lang als möglich, nicht den unbedingten Sieg mit allen Mitteln.

Die Zeit zwischen den Schlachten

In Zeiten des Friedens sucht der Loricaner sich Beschäftigung, die seiner Kampftauglichkeit zugute kommt. Der Körper will gestählt, die Sinne wollen geschärft werden. Auch die Ausrüstung braucht Aufmerksamkeit. So werden nicht nur Übungskämpfe als sinnvoll erachtet, sondern auch und gerade die Jagd, der Kampf Mann gegen Bestie, genießt einen hohen Stellenwert.
Ein der Göttin gefälliger Kampf besteht nicht nur aus dem Kreuzen der Klingen, es erfordert auch viel Geschick und strategische Weitsicht. So verwundert es nicht, dass man so manchen Loricaner beim Spiel, dem Brüten über den Büchern von Chronisten großer Schlachten oder gar dem Diskutieren von taktischen Möglichkeiten antrifft.
Der Loricaner erachtet das ganze Leben als einen einzigen, langen Kampf. Selbst Alltägliches kann zum „Kampf“ werden, wenn es auch nur ein Wortgefecht oder eine Entscheidungsfindung ist. Der Loricaner wird stets versuchen, eine jede dieser Situationen für sich zu entscheiden. Dabei geht er ebensolche Wege wie im Kampfe, jedoch mit der Zunge anstatt des Schwerts. Man kann ihn freundlich säuselnd und im nächsten Moment mürrisch oder im Zorn mit lästerlichen Namen um sich werfend erleben, je nachdem, welche Strategie er für angebrachter erachtet um sein Ziel zu erreichen.

Soziale Aspekte

Der Loricaner bevorzugt es, in festen sozialen Gefügen zu leben. Dabei wählt er sorgsam aus, wen er in seiner unmittelbaren Umgebung duldet. Oft kommt den Ältesten unter den Loricanern eine wichtige Rolle zu. Sie verdienen sich die Hochachtung der jüngeren allein schon dadurch, dass sie auf ein längeres, schlachtenreicheres Leben zurückblicken können und daher in der Gunst der Göttin sicher höher angesiedelt sind.
Einen Richter oder Schiedsmann benötigt ein loricanischer Clan in der Regel nicht. Streitigkeiten werden intern ausgefochten, sei es als Disput oder als Duell.

Loricaner wählen ihre Behausungen stets unter strategischen, nicht ästhetischen, Gesichtspunkten aus. So manche Clansiedlung gleicht eher einer Festung als einem Dorf. Ebenso spartanisch eingerichtet sind diese Festungen auch. Ein Loricaner legt mehr Wert auf eine hochwertige, zweckmäßige Ausrüstung und ein gut gefülltes Arsenal an Waffen für den Kampf und die Jagd als auf Berge von Gold und Edelsteinen. So vermag manch ein loricanisches Haus recht ärmlich wirken auf unbedarfte Fremde, doch ist es nicht selten so, dass im selben Haus die edelsten und wertvollsten Rüstungen und Waffen lagern. Jene Häuser sind, obgleich sie mehr einer militärischen Einrichtung gleichen, oft auch Unterkunft für eine Familie mit vielen Kindern. Der Loricaner ist stolz auf seinen Nachwuchs, solange der Nachwuchs in seine Fußstapfen tritt und aufmerksam das lernt, was seine Eltern ihm beibringen: Den Umgang mit Waffen aller Art, vielleicht auch das Lesen und Schreiben für Studien über berühmte Feldherren und ihrer erfolgreichsten Schlachten, die Legenden und die Geschichte der eigenen Ahnen.

Heiligtümer

Im Vergleich zu anderen Göttern hat der Loricakult keine öffentlichen Tempelbauten. Es gibt keine Kultführer als solche. Die Anrufung der Göttin geschieht meist in einem kurzen Stoßgebet, das vor einem Kampf an sie gerichtet wird. Allenfalls die Ältesten könnte man als eine Art geistlicher Berater verstehen, da ihnen ein Maß an Gefälligkeit in den Augen der Herrin zugestanden wird, dass sie als besonders geeignet erscheinen lässt, in Glaubensfragen Rat zu geben.
Ansonsten ist es nicht unüblich, dass die Anhänger der Lorica in ihren Behausungen einen kleinen Schrein oder Altar eingerichtet haben, auf welchem die Waffen der Vorfahren oder andere besondere Waffen oder Gegenstände ruhen. Diesen Platz nutzt der Loricaner um innezuhalten, beispielsweise wenn wichtige Entscheidungen anstehen.

Gestorben wird immer…

Nur wenige Loricaner kommen in das zweifelhafte Vergnügen, alt und gebrechlich zu werden, die meisten werden, ganz in ihrem eigenen Sinne, zuvor auf dem Schlachtfeld ein jähes Ende finden. Dies ist sogleich die ehrenvollste Art, dieses Leben hinter sich zu lassen. Alle anderen Arten sind der Lorica unwürdig und somit auch ihren Anhängern: Krankheit und Siechtum sind quälende Schande.

Umgang mit anderen Individuen

Der Loricaner unterscheidet stets nach dem, was ein Wesen tut, oder eben nicht tut, nicht nach der Herkunft oder der Stellung in der Gesellschaft. Krieger, von denen der Loricaner um ihren Erfolg im Kampf weiß, wird er stets respektieren und mit der gebotenen Achtung behandeln. Krieger, von denen er dies nicht weiß, beobachtet er mit Argwohn und Misstrauen, niemals aber würde er ihn unterschätzen oder seine eventuell vorhandenen Fähigkeiten herabwürdigen.
Schmiede besitzen in den Augen eines Loricaners einen besonderen Stellenwert, sie stehen im Ansehen höher als alle anderen Mitmenschen, sofern es sich nicht um Krieger handelt.

Trotz allem gilt jedoch: Ein jeder, der eine Waffe erhebt um in den Kampf zu ziehen, tut Ehrenhaftes, sei es ein Handwerker oder eine Magd. Das wird der Loricaner stets anerkennen.

Die Loricaner und die Magie

Magier sind dem Loricaner zumeist suspekt, oft allenfalls ein notwendiges Übel. Der Respekt ihnen gegenüber leitet sich direkt aus ihrer Art zu kämpfen ab.
Sperrt man einen Loricaner und einen Magier in eine Zelle und lässt sie über Nacht alleine, so steckt entweder im Hals des Magiers eine Klinge oder der andere liegt verkohlt am Boden. So jedenfalls sagt man es den Loricanern nach. Tatsache ist, dass Magie in den Augen des Loricaners etwas Hinterhältiges, Verwerfliches und die Göttin erzürnendes ist, weshalb man niemals einen Loricaner die arkane Kraft ausüben sieht. Ein Loricaner wird sich deshalb auch niemals in den Dienst eines Magiers stellen, umgekehrt mag es sein, sofern es zweckmäßig erscheint..

Eine Ausnahme in der Beziehung des Loricaners zur Magie stellen Steine dar, die magische Kraft in sich tragen können. So wird es dem Krieger auf ehrenhafte Weise erlaubt, sich Magie zunutze zu machen, ohne selbst Verwerfliches zu tun: Die Waffe selbst übt magische Macht aus, nicht jedoch der die Klinge führende Krieger.
Gerät ein solcher Stein in die Hände eines Loricaners, wird dessen Kraft vom ihm als Lob oder Tadel durch die Göttin erfahren. Außerdem erfüllt es den Krieger mit diebischer Freude, dass die Steine in der Lage sind, einem Magier einen Teil seiner unehrenhaften Kräfte zu nehmen.

Symbolik

Ihr heiliges Tier ist der Drache, ihr Symbol das Schwert. Die der Lorica gefällige Farbe ist rot.

Feiertage

Der 10. Monat des Jahres, der Monat, in dem die Herbststürme mit aller Macht einsetzen, ist der Lorica geweiht, die zu diesem Zeitpunkt auf dem Höhepunkt ihrer Kräfte innerhalb des Jahresablaufs gilt. Man spricht hinter vorgehaltener Hand davon, dass Loricas wilde Jagdgesellschaft durch die unwirtlich gewordenen Lande braust und jeden umreißt, der nicht acht gibt. Diesen Monat nutzen die Gläubigen für besondere Rituale.