Tycuahele/Tykene

Von allen Göttern die unter diesen Firmament existieren ist Tycuahele wahrscheinlich die Reinste. Die, welche am meisten über die Wipfel und Ecken dieser Welt hinausstrahlt und nicht umhin kommt einfach alles zu verherrlichen, was ihr liebliches Licht erfährt. Sie ist in ihren Tun ebenso wenig abgrenzbar, wie der Mond und die Sterne, alles geht von ihr aus und sie hält alles im Gleichgewicht ohne dabei Makel zu hinterlassen.
—Elemion, tausendjähriger Sternensänger der Tycuahele – aus seinen Abendgesang zur Ehre seiner Göttin

Geschichtliches – das Erwachen der Silbernen

Eines Tages wandelte die regenbogenäugige Göttin des Lebens umher, unter ihren Füßen breitete sich ein lieblicher Blumenschleier und ein jedes Ding auf Erden wusste sie zu umschmeicheln – denn alles war eins mit ihr, da sie alles geboren hatte. Die Vögel schenkten ihr verschwenderisch nur die zartesten Töne und die Sonne funkelte am Himmel etwas heller auf und verzierte mit güldenen Strahlen Libanús Haarschopf. Und wie sie so über die weiten, endlosen Felder ging auf denen der Wind mit den grüngoldenen Grashalmen einen langsam Tanz zur Schau trug, stieß ihr göttlicher Fuß an einen spitzen, silberglänzenden Stein und ward verletzt. Und wie alles, was sie schenkt stets von Leben erfüllt war, so war auch dieser winzige Tropfen vollkommen durchdrungen von ihrem Element und beseelte sofort den Felsen. Mit Libanús Blut floss auch ein Hauch von Existenz, von Regen hinein. Erweckte und rüttelte vorsichtig ein Wesen das schon lange darin geruht hatte. Ohne Anfang und ohne Ende war es ebenso beharrlich wie der Stein, der die Hülle bildete.
Waren die beiden vorher auch eine Einheit gewesen, verschmolzen und ineinander verkeilt, so trennte Libanus Lebenselixier die erstarrte, kalte Bewegungslosigkeit von dem fließenden, Voranschreiten, auf das die Göttin Tycuahele geboren wurde. Erweckt durch einen einzigen, winzigen Tropfen. Hat sie auch ihr einstiges Innehalten abgelegt, so ist dessen Kontinuität, Treue und Stärke ewig in ihr gefangen und manifestiert.
Der Wind auf den Feldern, die einzelnen Grashalme, die Sonnenstrahlen die blutrot den Horizont ein letztes Mal bemalten und der große, schützende Baum waren danach um sie herum und sandte ihr einen stillen Gruß entgegen. Es rührte ihr altes Herz, das doch noch nichts ähnliches gefühlt und gesehen hatte. Alles erschien Tycuahele wie ein perfektes Ineinandergreifen in welchen nichts zurückstand oder das andere überragte. Über allen thronte der mächtige Baum, wie ein lebendiger Schutzwall. So geschah es, dass dieser Augenblick, der so von Frieden durchdrungen war und in dem jedes Teilchen scheinbar in harmonischer Freundschaft mit einem anderen lebte, sich in das Herz der Silbernen schlich. Heute noch hängt er wie ein wunderschönes Gemälde in der Kammer ihrer Erinnerungen und treibt sie immer weiter, denn für sie hat es nie Begriffe wie „Grenze“ und „Unmöglichkeit“ gegeben.
Als sie zunehmend mehr von all dem gesehen hatte, prägte sich in ihr das Wissen, dass es manchmal nötig war etwas mit Schild und Schwert zu verteidigen um es zu bewahren. Tycuahele lernte, dass nicht alle Wesen dazu imstande waren jenen harmonischen Einklang für sich selbst zu wahren. Dadurch wurde sie zu deren Schild und ihr mächtiger Arm zu den Schwert der Erde.

Eines Tages aber schmiedete Aestifer eine kleine Gestalt, welche er nach seiner eigenen Vorstellung schuf. Stolz zeigte er sie den anderen und Tycuahele erkannte das sie eben solches auch für sich wollte. Traurig ging sie ihres Weges und begegnete Cunna, die gerade zufällig ein schönes Stück Wurzelholz gefunden hatte und eifrig schnitzte. Lächelnd schuf diese dann, um das jüngste Kind der Lebensgöttin zu trösten, eine Holzgestalt nach Tycuaheles Bild. Die Silberne war überglücklich und zeigte das Gefertigte Aestifer. Beide standen dort über ihre Kunstwerke gebeugt und bewunderten die beiden kleinen Statuen: ein winziger, knubbeliger Kerl aus Erz und eine wunderschöne, feingliedrige weibliche Gestalt aus glänzendem Wurzelholz. Alwyzz sah unbemerkt kopfschüttelnd zu und ging zu Lorica um sie aufzustacheln. So nahm die Klinge des Todes ihr Schwert und hiebte beide Figürchen mit einem einzigen Streich mitten entzwei und ging zufrieden von dannen. Tycuahele und Aestifer waren untröstlich. So fand Libanú ihre beiden weinenden Kinder und sie klagten ihr ihr Leid. Mitleidig hörte diese zu und wie sie gedankenverloren über die Bruchstücke strich, erwachten alle vier zum Leben. Das besondere daran war, das die Silberne in diesem Augenblick ein leises Klagelied über ihre verlorene Schöpfung sang von außerordentlicher Schönheit und Perfektion, in welchen alles vorkam was diese für sie hätten sein sollen. Der Geist dieser Melodie verfing sich im Augenblick ihres Erwachens in den Figuren. Aestifer und Tycuahele aber nahmen ihre ehemaligen Spielzeuge und setzten sie außerhalb der Göttersphäre an einen abgelegenen Ort, denn sie wollten nicht den Neid der anderen Götter erregen. Tycuahele brachte ihre Schützlinge, die sie „Edhel“ nannte, auf eine abgelegene wunderschöne Insel, wo sie inmitten von majestätischen Wäldern und silbern glänzenden Wasserfällen gediehen und sich vermehrten. Von Tycuahele unterrichtet, über die Beschaffenheit der Welt, hauchte die Göttin ihren Geist tiefer in diese Geschöpfe.
Das Volk der Elfen wuchs und gedieh prächtig und lernte im Verlauf der Zeit Weisheit und Können von ihrer Göttin und passte sich immer perfekter an seine Umgebung an. Alle anderen Völker aber, allen voran die Menschen, fanden ihr ganz eigenes Verhältnis zur Göttin und gaben ihr den Namen Tykene.

Die Göttin und ihre Symbole, Eigenarten und das Leben mit ihr

Tycuahele, von den Menschen Tykene genannt, ist die alles umfassende Göttin des Friedens und nichts liegt ihr ferner als diesen zu brechen. Das ihre ist stets von solcher Sanftheit, dass man den Willen dahinter nicht erkennen kann bis man ihn schließlich befolgt hat. Jedoch sollte man nicht annehmen, dass sie nur weil sie diesen Frieden und diese Sanftmut in sich birgt, immer so verbleibt. Ebenso kann sie eine erbitterte Kämpferin sein wenn man das gefährdet was sie als schützenswert erachtet.
Sie ist die Bewahrerin des vollkommenen Gleichgewichts, in welches sich jedes kleine Ding einordnet. Das stete Händeringen zwischen Gut und Böse findet durch sie Konstanz und sie ist immerzu die Hand welche die Waage im Lot zu halten vermag.
Die Silberne ist die Schirmherrin der gütigen Freundschaft und Sorgsamkeit, umschmeichelnd wie ein sanfter Abendwind und doch so kraftvoll, das er nicht einfach auszuhauchen wäre – auch wenn es nur ein Lüftchen zu sein scheint.
Denn in allem, was diese Göttin umfasst, ist sie von steter Kontinuität und Treue erfüllt. Hat sie sich einmal für etwas entschieden so wird sie nie mehr davon lassen – so sagt man. Ihr Wesen ist von einer Stärke und Leidenschaft durchdrungen, welche sie in alles zu hauchen weiß, dass sie darstellt, ohne sich je etwas zuordnen zu lassen. Außer den Dingen, die innerhalb ihrer Hand liegen mögen.

Ihre überirdische Gerechtigkeit wird auch darin ausgedrückt, das seit jeher die Farben des Himmelszeltes die ihren sind. Silbern und das tiefe himmelblau. Ein weiteres Symbol, dass ihr zugeordnet wird ist ein silbernes Amulett mit einem Baum, über dem ein Schwert und ein Schild dargestellt sind. Es stellt das Erwachen der Göttin symbolisierend dar, so wie es stets gesungen wurde.

Haben sie sich dieser Göttin zugeordnet, so sind die Anhänger der Tycuahele ihrer Göttin nicht unähnlich. Dieses ist nicht immer eine Wahl, sondern vielmehr eine Sache die man in sich fühlt und die schon vor der Geburt an innerhalb der Seele verankert ist. Sie versuchen um jeden Preis das Gleichgewicht zwischen Gut und Böse zu wahren, so wie es sich in ihren Augen darstellt und kein Mittel ist ihnen dazu zu abwegig. Sie sehen es als ihren Auftrag, ihre Aufgabe an, dieses aktiv zu bewirken, da ihnen erklärt wurde das beiden Seiten keineswegs ungreifbar sind. Vielmehr liegen sie innerhalb eines jeden Individuums und selbst in dem kleinsten Ding können sie manifestiert sein. So kann etwas Gleichgewichtiges zu etwas Ungleichgewichtigem gewandelt werden und dies alles ist ersichtlich und greifbar für sie.
Selbst ein vollkommenes Stillhalten oder das unterstützen eines eigentlichen Feindes wäre denkbar, wenn es dem Gleichgewicht dient. Ihre Ansicht ist, dass sich die Welt aus dem Angeln hebe und zerschelle, würde das Gleichgewicht gestört werden. So kann es passieren, dass sie sich auf die Seite eines Schwächeren, aber auch auf die eines augenscheinlich Stärkeren stellen können. Denn auch in Kleinigkeiten muss ein gewisser Gleichausschlag der Waage möglich sein. Die Gewichte welche man in sie legt, sollten immer gleich schwer sein. So ist es bei ihnen nicht gern gesehen wenn sich jemand anmaßt, in das natürliche Gleichgewicht einzugreifen und beispielsweise Dämonen oder andere Wesen beschwört.
Auch haben sie sich dem Frieden, für welchen ihre Göttin steht, verschrieben. Niemals würden sie einfach grundlos eine Waffe ziehen und damit gegen jenen verstoßen; denn nur im letzten Augenblick der sich ihnen biete würden sie dies in Betracht ziehen. Ausschließlich Gefahr für das eigene Leben, das von Freunden oder Anvertrauten darf abgewendet werden. Doch auch hier bedenken sie stets, dass das Gleichgewicht über allem steht und das sie nach den Leben wieder Anteil haben dürfen am großen Frieden Tycuaheles. Denn so kann kein Tod umsonst sein. Vielmehr sehen sie alles als einen ewigen großen Kreislauf in dem es kein Ende und keinen Anfang geben darf. In diesem Kreislauf findet alles seinen speziellen Sinn und keiner kann sich anmaßen diesen festlegen zu wollen. Was sie jedoch stört ist, wenn etwas diesem natürlichen Gang entzogen wird und an seiner Teilnahme am Radlauf des Lebens gehindert wird. Die Gläubigen Tycuaheles werden um jeden Preis Untote bekämpfen.
Natürlich sind diese Grundsätze bei den von der Silbernen gesegneten unterschiedlich ausgeprägt und ein jeder von ihnen hat seine eigene persönliche Waagschale in welche er seine Überzeugungen hineinlegt.

Formen der Anbetung, Verehrung Tycuaheles

Elfen allgemein

In einer Welt, in der überall Melodie zu vernehmen ist, in welcher noch nicht einmal das Himmelszelt und die Sterne eine Bedeutung missen müssen und ihre verzauberten Melodien herab senden. In der nicht einmal die endlosen Wälder am Rande der Welt je vollkommen schweigen und mit einen jeden Tier das in ihnen wohnt vollkommene Konzerte entsenden. In einer solchen Welt leben die Elfen. Selbst ihr Eigenes Wesen ist Musik und somit in die Gesamtheit hinein gewebt. Wollten sie auch verleugnen, dass etwas göttliches in ihnen und in allen Dingen liegt, so könnten sie es nicht. Viel zu deutlich wird mit dem Voranschreiten der Zeit der Sopran der Schöpfung in ihren Ohren, der in einer vollkommenen Harmonie und Stetigkeit erklingt, die ihresgleichen sucht. So sie dabei feststellen, dass sie selbst darin nur ein Ton sind, so wird ihnen immer wieder die Unwichtigkeit des Einzelnen und die Wichtigkeit des Gesamten bewusst.
Und über all dem erklingt für sie stets hörbar ein leiser, silberner Gesang. Sind die jungen Elfen auch noch nicht in der Lage diesen vollkommen wahrzunehmen, so ist er für die Alten ein steter Begleiter. Es ist die Stimme Tycuaheles die in ihnen singt.

Einst hat die Göttin als ihre Lehrmeisterin unter ihnen gelebt. Sie wünschte das Entstehen und betrauerte die Zerstörung derjenigen, welche sie seit jeher mit sanftem Schutz umhüllte. Sie sang ihnen Lieder von unendlichem Frieden, einheitlicher Freundschaft und einem wundersamen Gleichgewicht das die Welt ausmacht. Sie lehrte sie den Schatten und das Licht zu unterscheiden und das Zwielicht zwischen ihnen wahrzunehmen, welches so essentiell ist. Denn nur in der Dämmerung hat alles seinen Einklang und nichts wird ausgeblendet oder verdunkelt. Alles ist gleichzeitig und in gleichem Gewicht vorhanden.
Die Kinder Tycuaheles aber sind keine Beherrschten, denn wie könnte eine Göttin die für all das steht etwas anderes als eben jenes ausüben? Nein vielmehr lebten sie damals in einer wundersamen Einheit miteinander, in einem steten Geben und Nehmen, wie Mutter und Tochter es sicher tun würden so der Friedenswunsch und die Weisheit in ihnen sehr ausgeprägt ist. Ihre Beziehung war nicht angespannt durch den Wunsch die Oberherrschaft zu gewinnen, denn sie wussten einander in Ehrerbietung zu behandeln. Die Elfen wurden schlicht zu den Händen und Füßen der Göttin sowie Tycuahele zu ihrem schlagenden Herz und der weisen Mitte all ihrer Gedanken wurde.

Die Edhel verfolgen die Ziele ihrer Göttin und versuchen ihre Grundsätze so umzusetzen, wie das silberne Klingen in ihnen es vorgibt. Doch ist es kein bewusster Vorgang, eher etwas das sowieso schon innerhalb ihres Wesens liegt und ein selbstverständliches Handeln ist.

Wer sich auch immer der Illusion hingeben mag, dass die Silberne ihre Geschöpfe je vollkommen verlassen hat, der sollte in einer sternenklaren Nacht die Augen schließen oder einmal langsamen Fußes durch die Wälder Yews wandeln – in allen wird ein leises feines Glockengeläut liegen – unhörbar für so viele, vielleicht selbst andere Götter? Doch ganz sicher nicht für Jene für die es in die Welt gelegt wurde, die, denen beigebracht wurde es zu vernehmen und darauf zu hören – als stetes Versprechen Tycuaheles sie nie zu verlassen.

Menschen

Und das silberne Licht verbreitete seinen lieblichen jedoch durchdringenden Strahl über Ungerechtigkeit und menschlichem Versagen – und alles an ihm war durch eine durchdringende Klarheit ausgezeichnet, eine strahlende Präsenz. Dort wo nur Ruinen und Asche vorherrschten, geschaffen durch Krieg und Frieden, Hass und Liebe, dort breitete sie ihre weiten Schwingen aus und hüllte uns. Wir wurden eins in ihr, ganz. Und fügten uns in ihr Gleichgewicht ein, denn wo Tykene ist, dort ist die einzig wahre Gerechtigkeit zu finden.
—Allrion, Priester der Tykene – aus seinen Aufzeichnungen im Jahre 1199

Auch bei den Menschen in ihrem fließenden, kurzen Dasein hat die kontinuierliche Göttin der Waagschale eine Bedeutung. Allerdings eine teilweise vollkommen andere Bedeutung als bei den Elfen, die ihr Leben dem der Göttin angleichen. Gewiss ist dies auch nur allzu verständlich, wenn man sich vor Augen führt das Menschen nur einen Bruchteil der Zeitspanne von Elfen leben und so nie ganz das Tun der Tycuahele verstehen können. Auch hatten sie die Silberne nicht als Lehrmeisterin und ihre Seele wurde nicht durch ihre Grundsätze geeicht. So ist auch verständlich, warum sie bei ihnen nicht etwa Tycuahele heißt sondern Tykene genannt wird.
Zwar ähnelt sich die Darstellung der Göttin jedoch ist das tiefere Verständnis ein anderes. Den Menschen ist es auch verwehrt eine so intime Beziehung zu ihr zu entwickeln. Vielmehr war es ihnen gar nicht möglich da die Silberne sich stets bei ihrem Volk befand und den anderen Völkern nur Aufmerksamkeit zukommen ließ wenn es innerhalb ihres Tuns geschah. Denn für sie alle versteht sie sich als Schild und mit ihrem Schwertarm wird sie stets Jene unter ihnen so verteidigen das sich alles in ihr Gleichgewicht einfügt, welches wohl nur die Göttin selbst im Auge hat.
Trotzdem ist ihr Wirken auch bei den Menschen spürbar, wohl daraus wurzeln die Kulte und Glaubensrichtungen welche sich um Tykene gebildet haben. Erfassen diese auch nicht vollständig das, was unter einem ganzheitlichen Gleichgewicht zu verstehen ist, so versuchen sie doch es in Ansätzen umzusetzen. Der wesentliche Punkt in dem sie sich unterscheiden ist, dass sie Gleichgewicht eher als Gerechtigkeit ansehen und stets versuchen in all ihren Schritten ein Jenes zu finden. Sie hängen durchaus den allgemein beschriebenen Merkmalen von Tycuahelegläubigen nach, jedoch versuchen sie nicht die Welt im Gleichklang zu halten. Eher widmen sie sich den kleinen, kurzsichtigen Rangeleien der Menschen betreffend Streitigkeiten, Krieg und Frieden, Auseinandersetzungen zwischen Göttergläubigen und ähnlichem. Wobei sich manche Priester auch der Aufgabe widmen ihre Anvertrauten aufzurütteln und daran zu erinnern, das es etwas größeres als all dies gibt.
Tykenegläubige werden gerne als neutrale Schiedsrichter eingesetzt die zu entscheiden haben, welche Seite es verdient habe als die Siegende hervor zugehen. Natürlich haben sie nicht dasselbe Verständnis von Gerechtigkeit wie in etwa Adoriaanhänger, da sie sich eher dem Gesichtspunkt widmen was für das allgemeine Belangen wichtiger wäre, wer auf der schwächeren Position ist/war und daher Schutz erfahren sollte, aber vielleicht sind sie gerade deshalb so beliebte Schlichter.
Auch werden Tykenegläubige gerne als Stadtwächter eingesetzt die über Frieden, Freundschaft und das stete Gleichgewicht innerhalb der Mauern wachen sollen, in dem niemand fehlen und unterlassen findet. Vor allem aber auch Neutralität die gerade durch sie repräsentiert wird, wie durch keine andere Glaubensrichtung, ist von Belang.

Anzufügen ist wohl noch, das auch sie der Vorstellung des großen Kreislaufs der Natur anhängen und auch darin ein Gleichgewicht sehen. So sind Tod, Hunger und Krankheit für sie ein normaler Bestandteil eines jeden Daseins, wenn sie nicht durch Korruption, Intrigen und (politische) Machtbeschaffung hervorgerufen wurden. Dies schließt aber auch ein das sie selbst Tiere töten und für sich sorgen wenn es innerhalb dieses Kreislaufes geschieht. Jedoch würden sie nie ihre eigenen Befugnisse und ihre tykenegegebene Stärke ausnutzen um mehr Schaden anzurichten, als ‚erlaubt‘ ist.

Paladine und Priester, welche dieser Glaubensrichtung anhängen, unterliegen all diesen Punkten. Doch sind sie eher an das menschliche Verständnis dieser Dingen gelehnt, als an das elfische Verstehen dieser.

Hochelfen

Die Hochelfen haben ihre ihnen eigene Art Tycuahele zu verehren, welche sich selbst von denen der Waldelfen unterscheidet. Im Gegensatz zu anderen Gläubigen gibt es bei ihnen Begriffe wie „Paladin“ und „Priester“ nicht, denn diese haben für sie nicht einmal ansatzweise Bedeutung. Stadtelfen fühlen sich auch nicht angesprochen so man sie so zu betiteln wagt.
Der Glauben an die Göttin ist bei ihnen selbst in ihre tiefsten Mythologien verwurzelt und in alles hinein gewebt, was sie sind. Denn die Hochelfen glauben an die Allmacht der Sterne zu denen ihre Geliebten nach dem Tod aufsteigen, und zu denen sie eines Tages aufsteigen werden und die über ihnen stets wachen. Ihr ganzes Leben wird durch das Aufgehen und Vergehen der Sterne bestimmt.
Doch liegt darin nicht das große Geheimnis, das ihre Beziehung zu Tycuahele so besonders macht. Vielmehr liegt es darin, dass die Silberne ihrem Volk einst zuflüsterte, das sie es gewesen war welche aus Mitleid die Splitter des Kristalls, die dann zu den Sternen wurden, in den Himmel hineinwob und so jedem ihrer Kinder eine ewige Heimat schuf. Einen Platz in der unsicheren Welt der Harmonie und Disharmonie, eine Umarmung in der Göttin selbst, die dort ihre Heimstätte hat.
So fühlen sich die Stadtelfen in der Silbernen geborgen, da nichts, was sie seit der Erschaffung der Sterne geglaubt haben von Makel behaftet ist oder gar eine Lüge. Stets hatten sie weiterhin ahnungslos der Herrin der Sterne gedient.

Daher ist festzuhalten, das es unter den Hochelfen keinen wirklich Ungläubigen gibt, denn sie alle Glauben an die Sterne und deren Wirken. Mögen sie vielleicht nicht einmal den genauen Namen der Göttin wissen sondern nur von den Lied innerhalb der Sterne und dem göttlichen darin sprechen, so ist ihr Leben doch etwas zugeordnet, dem sie sich nicht entziehen können.

Doch gibt es auch unter den Stadtelfen jene, die ihr ganzes Handeln und Wirken der Tycuahele gewidmet haben und von ihrem göttlichen Silberlicht beseelt sind. Diese jedoch werden Sternentänzer und Sternensänger genannt.
Sternentänzer sind einfacher ausgedrückt die Paladine der Hochelfen. Sie versuchen mit ihrm Schwert als Klingentänzer das Gleichgewicht zu wahren. Sie verstehen sich vollkommen als Wächter und Behüter dieser Welt, wie es ihr ganzes Volk seither tut. Sternensänger jedoch sind die Priester der Hochelfen. Doch sind sie anders als die der Menschen. Sie sind nicht nur weise, nein, es sind Barden. Solche weisen und harmonischen Sänger, welche dank ihres Alters die Sinfonie der Schöpfung vernehmen und verstehen können. Jene die in allem eine Bedeutung finden können und versuchen, diese dann zu hüten und weiterzugeben. Sie sind das Ohr und die Stimme ihres Volkes.

Abschließend ist anzufügen, dass die Hochelfen sich ihr eigenes Symbol für Tycuahele ausgewählt haben: Viele auf dämmerungsfarbenen Stoff aufgenähte Sterne, die das Antlitz einer Elfin bilden.

Waldelfen

Und das Flüstern der Stimmen der Bäume wisperte weit durch den Wald, und der liebliche Gesang der Singvögel mischte sich darunter, und die Tiere entsendeten ihre innere Melodie ebenfalls hinein – und alles ergab eine ganzartige Harmonie. Ein perfektes Gleichgewicht, ein wundervolles Elexier – dessen strahlender Mittelpunkt Tycuahele ist und immerdar sein wird. Denn wer sie im Herzen trägt wird auf ewig in immergrünen Wäldern einher schreiten und niemals das Rufen des Kauzes verlieren können. Wer sich ihr anvertraut wird kein Sterben erfahren sondern einen andauernden Kreislauf angehören, in dem Anfang und Ende verschmelzen. Sie ist ewig und mit ihr sind auch wir ewig sowie die Baumriesen unserer Heimat.
—Tanefan, Waldelf der unzählige Sommer zählt – aus seinen Morgengesang zur Ehre seiner Göttin

Vor langer Zeit – als noch alles von einem einheitlichen, gemeinsamen Zusammensein geprägt war und noch nichts die Trennung zwischen Natur und ihren Bewohnern hervorhob – ward all das betont indem das Volk der Tycuahele diese Farbe zur Schau trug. Doch nicht nur das, die Waldelfen repräsentieren vielmehr die ursprünglichen Lehren der Göttin, denn sie waren die ersten welche diese vernahmen und sie wichen niemals davon ab. Anders als ihre Geschwister, die Hochelfen. So ist es auch nicht verwunderlich, das sie wohl die engste Verbindung zur Silbernen besitzen mögen oder besser, eine Bindung die ein Nichtangehöriger dieses Volkes wohl niemals verstehen kann. Und sie haben dieses Geflecht nie verloren, auch wenn sie lange Zeit nicht mehr aktiv den Glauben ausübten, so bewahrten sie das gewonnene Wissen und balancieren nicht nur die Welt um sich herum in ein wundersames Gleichgewicht, nein sie fügen auch sich selbst und jede ihrer Handlungen in all das ein. Sie können ihre Göttin in allem erkennen was besteht, was sie repräsentieren – ja manchmal scheint es, als flüstere Tycuhele leise mit der Stimme des Windes zu ihnen und ließe sie so wissen, erkennen wohin ihr Pfad sie führen soll.

Doch ist es kein einfacher schematischer Glauben wie ihn die Menschen können und auch nicht dem der Hochelfen ähnlich, vielmehr wird erzählt das sie die Göttin des Friedens und des Gleichgewichts in nicht nur einer Sache gleichen. Sie sind, wie alle Elfen dazu in der Lage ihr Leben selbstbestimmt zu beenden – zu entscheiden wann der Zeitpunkt gekommen ist wo sie das große Muster verlassen wollen. Jedoch geht das Ihre weit über dieses schon komplizierte Verständnis von Leben und Tod hinaus, vielmehr haben die Lehren der Göttin sie so sehr geprägt das sie Macht über Wald und Tiere gewonnen haben. In all dem ist auch nur verständlich, das sie als Hüter des vielschichtigen Gewebes dessen fungieren, in welchem sie Leben – auch wenn dies nicht unbedingt bedeutet dass sie sich über all das stellen und alles aktiv durch ihre Entscheidungen prägen. Vielmehr sind sie wie schon erwähnt vollkommen in all das eingegliedert und auch in das Ideal des Gleichgewichts. Sie sind dieses Ideal – es heißt, wo ein Schamane der Göttin ist, dort sei Leben und Tod sowie alles andere vollkommen ausgeglichen. Sie sind die Waagschale des natürlichen Kreislaufs der Natur.

So ist zusammenfassend zu sagen, das unter den Waldelfen eigentlich nur eine aktive Form existiert – die Schamanen. Sie sind gleichsam das, was bei den Menschen Priester und Paladine sind und nehmen all ihre Funktionen gleichzeitig zu gleichen Anteilen wahr – nämlich genau dann wenn das Muster es erfordert. All das vorangegangene versuchen sie zu bewahren – dabei halten sie nicht nur ihr eigenes Volk auf diesen Pfad sondern sorgen sich auch um ihre Umgebung. Sie können besonders die Muster der Zeit lesen und versuchen ihre Geschwister darauf zu führen, sie wahren das Wissen und sorgen für dessen Weitergabe, sie schützen alle durch die besondere Segnung mit den Gaben der Tycuahele.
Jedoch gibt es noch etwas, das nirgendwo anders zu finden ist als bei den Waldelfen – die Camlann. So gleichsam ein Baum viele Äste hat, die mit ihm verwachsen sind und seinen Bewegungen folgen, so sind die Camlann die Äste des Schamanen, welcher wiederum in Tycuahele wurzelt ist. Diesem Verständnis folgend entstand auch ihr Name – denn wenn ein Schamanenpriester nach etwas greift, so sind die Camlann jene Handflächen, welche diese Bewegung zu Ende führen. Vergleichbar sind sie vielleicht mit Paladinen – auch wenn sie mit Speeren anstatt mit Schwertern kämpfen und nicht so frei sind in ihren Handlungen. Sie tun alles um ihre Hand zu unterstützend, sie schützen den Wald und ihre Geschwister, sie handeln dort wo es den Schamenen versagt ist und sichern jene, ja sie unterstützen sie auch in Ritualen indem sie sich in tiefe Meditation versetzen um ihnen so ihre Kräfte zu borgen. Bestimmte Aufgaben führt der Camlann routiniert eigenständig aus, andere wiederum wagt er nicht alleine auszuüben – reichen seine Kräfte doch nicht ausreichend weit.
Es ist ein seltsames Gleichnis, wurde einst doch gesagt, dass sie auch als das Gewissen ihrer Schamanen fungieren und sie durch ihre Fähigkeiten ins Gleichgewicht bringen, ergänzen und perfektionieren. Sie sind die beiden Schalen einer Waage.

Alle anderen Waldelfen sind gewahr ihres Wesens schon ausgerichtet auf Tycuahele – auszusagen ist nur noch, dass sie nicht wie andere Völker ihren Glauben ausleben. Für sie ist die Silberne all das, was sie umgibt und was lebt, sie sehen sie in all ihren Handlungen und in allen was ihnen passiert. Jedoch soll es auch durchaus Kulte geben, die Messen ausüben und Rituale durchführen.

Feiertage und Amulette der Tycuahele

Es gibt einen Monat welcher besonders Tycuahele beziehungsweise Tykene geweiht ist – Tycua. Erstaunlicherweise trägt er auch bei den Menschen diesen Namen, was andeutet das er vor der Eigenschaffung dieses Namens durch die Menschen erwählt wurde. Im Feiern dieses Monats spiegelt sich der natürliche Kreislauf des Lebens wieder, welcher auch in den Grundsätzen der Göttin Erwähnung findet. So gehen Anhänger der Göttin davon aus, dass in diesen Monat eben jener Kreislauf Vollendung findet und neu beginnt – sie durchschreiten an speziellen Festen ein Portal ins neue Jahr. Auch rufen sie ihre Göttin an, auf das jene sie auch in diesen Lebensabschnitt mit ihren Segen begleitet und ihnen die Kraft gibt alles im Gleichgewicht zu halten. Menschliche Tykenegläubige erzählen in jenen Tagen oft, das der Winter bezwungen wurde und einen wunderschönen Frühling die Tür öffnet der alles neu beseelen wird. Und das mit ihm auch das Leben der Menschen einen neuen Sinn findet – der Winter mit seinen Entbehrungen wird hinter sich gelassen.

Fürderhin wird erzählt, das Tycuahele sich in diesen Monat auf den Höhepunkt ihrer Kräfte befindet und er so ein guter Zeitpunkt für Rituale sei.

Die Priester der Tycuahele tragen ein silbernes Amulett, auf dem eine Weltscheibe zu sehen ist, auf der ein großer Baum steht, über dem sich ein Schwert und ein Schild kreuzen. Es geht die Sage, dass diese Amulette aus Tycualit wären, jenem Metall, das die Kraft besitzt, Götter und Dämonen zu verletzen. Das Priesteramulett besitzt die Kraft, Gutes sowie Böses zu vertreiben oder zu bannen.